ERZÄHL UNS MEHR ÜBER DEINE KARRIERE UND WIE DU DORT HINGEKOMMEN BIST

Ich hatte nie die Absicht, ein Barkeeper zu werden - ich wurde einer aus der Not heraus, um Geld zu verdienen. Mit 18 verließ ich mein Heimatland, die Tschechische Republik und zog in die USA.

Aber die große Veränderung kam, als ich London besuchte - zuvor war ich in Tokio, wo ich in Nachtclubs gearbeitet habe. In London bekam ich eine Stelle als Barkeeper im Artesian, das sich im 5-Sterne-Hotel Langham befindet.

Nach acht Jahren beschloss ich, das Artesian zu verlassen, um mit Simone Caporale und Monica Berg ein Unternehmen zu gründen, in dem wir neue Produkte, Cocktails und Marketingstrategien für Kunden entwickeln, die von Luxusmarken über Hotels bis hin zu Kosmetik reichen.

WIE WICHTIG WAR BILDUNG FÜR DEINE KARRIERE?

Bildung ist alles, aber das derzeitige Bildungssystem ist kaputt. Die Bars müssen sich auf die Entwicklung ihrer Mitarbeiter konzentrieren. Das wird sich nicht von heute auf morgen ändern, aber ich sehe viele Initiativen wie die Diageo Bar Academy, die mich positiv auf die Ausbildung in der Branche reagieren lassen.

Ich lerne ständig dazu, indem ich mich über neue Techniken informiere, mit anderen Barkeepern spreche oder Seminare besuche. Da unser Unternehmen wächst, bilde ich mich im Bereich Finanzen weiter, um meine Fähigkeiten zu verbessern.

Während deiner Zeit als Chef-Barkeeper im Artesian hast du mehrere Preise gewonnen, darunter den für die "World's Best Bar". Was macht eine Bar deiner Meinung nach zu einer preisgekrönten Bar?

Es sind viele Faktoren, die eine preisgekrönte Bar ausmachen. Bei der Kreation eines Cocktails ist zum Beispiel die Ausgewogenheit entscheidend. Ich definiere Balance als ein harmonisches Verhältnis zwischen allen Elementen.

Marketing, Kundenbetreuung, Duft, Beleuchtung, Musik, Speisekarte, Personal, Auswahl, Getränke, Atmosphäre und Timing sind entscheidend. Es wird zwar nie perfekt sein, aber das Beste ist, jeden Tag daran zu arbeiten, der Perfektion näher zu kommen.

Wenn Sie ein Projekt beginnen, woher nehmen Sie die Inspiration für die Getränke und das Gesamterlebnis für den Kunden?

Wir wählen Projekte aus, von denen wir begeistert sind, und das macht es einfacher. Ich habe zum Beispiel vor kurzem in einer neuen Bar in Kiew gearbeitet, in der alle Cocktails nur aus 100 % ukrainischen Zutaten bestehen.

Wenn wir ein neues Projekt bekommen, schreiben wir alles zu diesem Thema auf. Dann reisen wir eine Woche vorher mit unseren Werkzeugen an den Zielort und treffen Brenner, Brauer, Landwirte und Produzenten, um etwas über die lokale Kultur und die Produkte zu erfahren. Dann kreieren wir unser Menü mit Zutaten, die nur aus diesem Land stammen.

WIE SIEHT ES MIT DER GETRÄNKEKARTE AUS - HAST DU TOP TIPPS?

Es ist wichtig zu erkennen, dass jeder Veranstaltungsort einzigartig ist - das Menü sollte dies widerspiegeln. Diese Regel gilt auch für mehrere Standorte, die dieselbe Marke in einer Stadt verwenden. Das Angebot in jedem Standort sollte die lokale Umgebung widerspiegeln.

Ich bevorzuge kurze, sorgfältig ausgewählte Menüs. Mich interessieren nicht zehn Gin-Marken - stattdessen finde ich die drei interessantesten Gins da draußen und halte mich an sie. Lange Listen und Bücher sind Feinde des Umsatzes und der Rentabilität. Ich ziehe es vor, einen besonderen Rotwein zu verkaufen, anstatt eine Liste von fünf ähnlichen Varianten anzubieten.

WENN DU PERSONAL EINSTELLST - WORAUF ACHTEST DU?

Ich suche nach Leidenschaft bei der Einstellung. Wir können dir alles beibringen, aber wenn du nicht leidenschaftlich bist, wirst du nie herausragen. Bartender und Servicepersonal sollten über ausgezeichnete soziale Fähigkeiten verfügen. Immerhin arbeitest du mit der Öffentlichkeit und möchtest, dass sich deine Kunden entspannt fühlen. Du musst also nett, fürsorglich, kontaktfreudig und aufgeschlossen sein.

Du hast früher in diesem Jahr mit Diageo Bar Academy über Trends gesprochen. Was glaubst du, wird der nächste große Trend in der Branche sein?

Der Trend zur Verwendung lokaler und saisonaler Zutaten, ist das Beste was der Cocktail-Szene passieren konnte. Wenn ich reise, suche ich nach lokalen Erlebnissen wie Kultur, Produkten, Gerichten und Getränken. Ich möchte kein Bier trinken, das ich überall sonst bekommen kann. Lokale, saisonale und regional bezogene Produkte sind immer am besten.